Organische oder psychische Störungen, die nur oder hauptsächlich während sexueller Aktivität auftreten, sind weiter verbreitet als die Meisten glauben. Vielen Menschen aller Geschlechter, in diversen Lebenslagen und Hintergründen, begegnet im Laufe ihres Lebens ein sexuelles Problem. Es fällt den meisten Betroffenen oft schwer, darüber zu sprechen, geschweige denn Hilfe zu suchen. In diesem Artikel nehmen wir die weitestgehend unbekannte sexuelle Störung „Sexualkopfschmerz“ unter die Lupe.
Auf einen Blick:
1. Seite: Symptome, Vorkommen und Hintergründe
2. Seite: Verlauf und Behandlung
Seite 1 - Symptome, Vorkommen und Hintergründe
Wir leben immer noch in einer Gesellschaft mit einem sehr ambivalenten Verhältnis zur Sexualität. Einerseits sind wir überschwemmt von sexualisierten Darstellungen in den Medien, andererseits ist Sexualität immer noch ein schambesetztes Tabuthema. Männer fühlen sich oft unter Leistungsdruck; heterosexuelle Frauen haben Angst davor, dass ihr „Nein“ nicht akzeptiert wird und versuchen immer wieder ihr momentanes Desinteresse an sexueller Aktivität ihren Partnern mit sozial akzeptierten Ausreden zu signalisieren. Sätze wie „Heute nicht, Schatz, ich hab' Kopfschmerzen“ sind ein gutes Beispiel. Dabei ist der Sexualkopfschmerz ein Phänomen, dass überwiegend Männer betrifft. Schon bei Hippokrates fand diese Störung ihre erste Erwähnung. Im Folgenden werden wir den Sexualkopfschmerz in Bezug auf Symptome, Häufigkeit, Zusammenhänge und Behandlungsmöglichkeiten genauer betrachten.
Symptome
Mit Sexualkopfschmerz ist zweierlei gemeint. Der erste Subtyp, der sogenannte Präorgasmuskopfschmerz setzt mit steigender sexueller Erregung graduell ein und wird von Betroffenen als ein dumpfer Schmerz im Nacken und beidseitig im Schläfenbereich oder im hinteren Kopfbereich beschrieben. Der zweite Substyp, Orgasmuskopfschmerz tritt – wie der Name schon sagt – im Moment des Orgasmus explosionsartig ein. Dieser Schmerz hält bis zu 30 Minuten oder in extremen Fällen bis zu 24 Stunden an. Üblicherweise bleibt ein leichterer Nachschmerz bis zu 72 Stunden danach bestehen. Die konkrete sexuelle Praktiken spielen dabei keine Rolle, der Schmerz tritt auch bei Selbstbefriedigung ein.
Vorkommen
Die genauen Statistiken sind leider unbekannt, die Störung ist noch nicht so gut erforscht. Bislang gab es nur eine einzige bevölkerungsbezogene Studie dazu. Darauf basierend geht man von einer Erkankungsrate von etwa 1% aus. Dies ist vergleichbar mit dem Kopfschmerz bei körperlicher Anstrengung und Hustenkopfschmerz. Männer sind vier mal häufiger betroffen als Frauen. Das Alter für Ersterscheinung taucht in Statistiken zweigipflig auf mit Höhepunkten zwischen dem 20.-24. Lebensjahr und 35.-44. Lebensjahr. Der Orgasmuskopfschmerz tritt etwa drei- bis viermal häufiger auf als der Präorgasmuskopfschmerz.
Hintergründe
Untersuchungen zeigen Zusammenhänge zwischen Präorgasmuskopfschmerz und Spannungskopfschmerz sowie Orgasmuskopfschmerz und Migräne. Es gibt Hinweise dafür, dass diesen Krankheiten ähnliche Mechanismen zugrunde liegen. Viele Patient*innen leiden entweder selbst unter beiden Störungen oder Migräne kommt in deren Familie vor. Insgesamt 61% der Betroffenen weisen andere Kopfschmerzstörungen auf. Bei der Entstehung des Schmerzes spielt vermutlich die Regulation bzw. die gestörte Regulation des Blutdrucks in den Schlagadern (Bluthochdruck) und der Erweiterung der Blutgefäße im Kopfbereich eine große Rolle.
Weiter auf der nächsten Seite...
Das könnte Sie auch interessieren
-
Panorama erlebenDer Affe in uns - Ein Einblick in die EvolutionspsychologieDieser Beitrag wird einen kleinen Einblick in die psychologische Evolutionsforschung geben. Die unterschiedlichen Lebewesen dieser Erde zeigen spez...
zum Artikel -
Berufsalltag managenInnere Kündigung – Wie Sie die Potenziale Ihrer Mitarbeiter neu motivierenImmer mehr Mitarbeiter kündigen innerlich, was zu einem dramatischen Produktionsabfall in Unternehmen führt. Der „Dienst nach Vorschrift“ wird dabe...
zum Artikel -
Schlaf genießenWas bedeuten unsere Träume ?Träume können uns verunsichern, denn oft verstehen wir die Hintergründe diesbezüglich nicht. Verarbeiten wir damit unser Erlebtes oder spiegeln sie...
zum Artikel