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Diagnose: Chronische bipolare affektive Psychose - Erfahrungsbericht einer 18 Jährigen

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Tara ist 18 Jahre alt und hat in ihrem jungen Leben schon einiges durchgemacht. Im folgenden Erfahrungsbericht schildert sie uns aus ihrem Leben. Wir wünschen Dir, liebe Tara, alles Gute für die Zukunft und würden uns freuen, wenn wir in Kontakt bleiben könnten.

Vier Jahre, leiden, versuchen zu Leben & zu Sterben.
Schizophrenie, Depression und eine chronische bipolare affektive Psychose. Alles fing an, als ich mich übernommen habe. Ich wollte immer die Beste sein. Andere beeindrucken. Ich war gerade ein Jahr auf der Schule, vorher hatte ich zu viel mit Mobbing zu tun. Damals mit 13 war ich noch auf einer privaten Schule. Ich hing immer mit den Älteren rum. Auf einmal redeten alle über ein Thema. Tara, also ich, verletzt sich selber. Ich wusste das natürlich, hatte die Schnitte auch immer versteckt sodass es niemand sehen konnte. Wahrscheinlich wurde ich unvorsichtig, denn irgendwann konnte ich die Sucht danach nicht mehr zügeln und ging in der Schule auf die Toilette um mir Schmerzen zuzufügen. Irgendwie hatten sie es also herausgefunden. Sie waren mir nicht böse, eher im Gegenteil. Sie haben mich gefeiert. Sie fanden es cool, haben mich gepusht. Anstatt mal zu fragen warum oder wie es mir geht. Irgendwann liefen alle mit kleinen Schnitten auf dem arm rum. Alles wegen mir. Ich habe das nicht mehr ausgehalten. Es wurde für mich immer schlimmer. Wir waren mitten in den Vorbereitungen für ein Theaterstück, ich wollte einen guten Eindruck hinterlassen und meldete mich für die Hauptrolle an. Ich war überfordert, täglich durcheinander. Ich habe gar nicht gemerkt was mit mir und meinem Körper los war. Und da war sie, Leyla, die Stimme in meinem Kopf. Ich habe sie am Anfang ignoriert, ich habe sie nicht wirklich wahrgenommen. Auf Dauer konnte ich aber nicht stärker als die Stimme sein. Sie schrie mich an, als ich beim Essen mit meinen Freunden saß. Ich schrie zurück, weil sie sich so real anhörte. Für mich war sie real. Meine Freunde fragten mich warum ich plötzlich rumschreie, es sei doch gar nichts passiert. Und ab dem Tag ging es ganz schnell. Die Polizei holte mich in die Klinik. Fünf Wochen, nur du, die Stimme und die ganzen Ärzte. Anfangs hatte ich extreme Probleme dort. Konnte mir nicht eingestehen das ich krank bin. Nach einer Weile fühlte ich mich wieder wohl und Leyla,die Stimme in meinem Kopf, meldete sich erstmal nicht mehr.

Ich wurde dann nach fünf Wochen entlassen. An dem einen Tag kam sie wieder, Leyla. Sie hat mir verboten zu essen und zu trinken. Das hielt ich auch ein paar Stunden ein. Dann kam dieser eine Moment. Ich hatte Hunger und wollte essen. Ich habe es dann auch getan einfach so, ohne mir was bei zu denken. Auf einmal schrie Leyla rum. Ich wäre scheiße und noch vieles mehr. Ich sagte dann nur "Tja"! Und seit diesem Tag ist sie weg, die Stimme die sich bei mir als Leyla vorstellte war weg. Ein Jahr lief alles gut. Bis ich die Schule gewechselt habe. Ich landete in der Klinik. Dieses mal wegen Stimmumgsschwankungen. Diagnose: Bipolar affektive Psychose. Ab da begann der Krieg mit mir und meiner Krankheit erst wirklich. Ich war tot traurig und im nächsten Moment war ich überglücklich. Aufgedreht. Und diese Schwankungen rissen an meinen Nerven. In dem einen Moment willst du sterben und eine Sekunde später willst du nix mehr als leben und Spaß haben. Das ist ein Zustand den man selber als person nicht aushält. Ich konnte nichts dagegen tun. Ein paar Jahre später (fünf Klinikaufenthalte später) lebte ich in einer Einrichtung für psyschich Kranke. Ich ging nicht zur schule und habe den ganzen Tag geschlafen. Das war mein Leben. Auf einmal merkte ich, ich weiß bis heute nicht wie es dazu kam, dass ich nicht mehr leben kann, weil ich immer nur schlafe. Und ab dem Tag war alles anders. Ich wollte die Krankheit nicht gewinnen lassen. Ich wurde von Tag zu Tag stärker. Ich machte meine Abschluss nach und dann kam er, mein 18. Geburtstag. Ich wollte nicht mehr im Heim leben. Ich habe mir eine Wohnung gesucht und lebe seit drei Monaten in dieser Wohnung. Es ist die Art zu denken.

Lässt du die Krankheit dein Leben beherrschen oder willst du es selber leben?!

Ich kann seit diesem einen Tag gut leben. Die Krankheit wird nie weg gehen. Aber man kann normal damit leben. Ob mit oder ohne, es liegt an dir. Willst du verlieren oder gewinnen?



Seine Gedanken niederzuschreiben kann beim Verarbeiten schlimmer Erlebnisse helfen. Auch anderen kann der Umgang mit seiner persönlichen Situation Mut und Zuversicht schenken. Gerne möchten wir auch anderen die Möglichkeit geben, hier ihre Gedanken mitzuteilen. Bei Interesse schreibt uns einfach unter "kontakt@impulsdialog.de".
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Ein Kommentar

Von mir auch alles gute lass den Kopf nicht hängen.
So ein starkes Mädel sollte sich von nichts in die Knie zwingen lassen
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edel29

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