Phobien werden zu den Angststörungen gezählt und beschreiben eine übertriebene und unspezifische Angst oder gar konkrete Furcht vor einem Objekt oder vor einer Situation. Auch die Panikattacken zählen unter die Angststörungen. Nicht selten tritt bei einer Phobie eine unberechtigte Angst vor Tieren auf. Dies hat(te) zu früheren Zeiten jedoch durchaus seine Daseinsberechtigung.
Was hilft bei einer Spinnenphobie? Stellen Sie sich vor, Sie treffen auf ein wildes Tier. Hier ist es durchaus sinnvoll Angst zu haben, denn erst dadurch meiden wir diese Situationen oder sind dazu befähigt schnell aus dieser Situation heraus zu kommen. Die Angst hat evolutionär bedingte Gründe, heute ist sie uns jedoch in vielen Situationen hinderlich.
„Therapie ist ein Lernprozess“
Im Bezug auf die Spinnenphobie gibt es gute Ansätze, die Angststörung bei sich abzumildern oder gar zu bewältigen. Gerade die Konfrontation mit der Spinne ist hier sehr effektiv, denn mit jedem Kontakt kann Vertrauen aufgebaut werden und der Phobiker merkt, dass von der Situation keine reale Gefahr ausgeht. Gemeint sind hierbei ungefährliche Spinnen um europäischen Raum. Schätzungsweise leiden noch heute ungefähr 30% der Frauen und 20% der Männer unter einer erhöhten Angst vor Spinnen. Wissenschaftler der Universität Saarland fanden nun heraus, dass generell eine Bewältigungstherapie am Morgen effektiver ist, als zu späteren Tageszeiten. Dies kann auf den erhöhten Cortisolspiegel im Körper zurückgeführt werden. Cortisol ist ein Hormon, welches unter anderem durch Stress ausgeschüttet wird und in diesen Situationen das Lernen und die Gedächtnisprozesse entscheidend fördert. Bereits 2011 führten Wissenschaftler bei der Behandlung von Höhenangst den Patienten vor der Behandlung immer Cortisolhormone zu, damit die Lernprozesse angeregt wurden. Die positiven Resultate daraus veranlassten nun die Anwendung auch bei anderen Angststörungen auszutesten.
Doch wie lief die Studie zur effektiveren Bewältigung einer Spinnenphobie genau ab?
60 Patienten wurden jeweils 3 Stunden lang gegen ihre Spinnenphobie behandelt. Dabei wurde der Cortisolspiegel vor jeder Behandlung gemessen und die Therapien bei der einen Gruppe am Morgen und bei der anderen Gruppe am Abend durchgeführt . Die Resultate wurden anschließend jeweils 1 Woche und 3 Monate nach der Therapie bewertet. Die Patienten füllten zu diesen Zeiten einen Fragebogen aus und mussten Räume betreten, in denen sich Terrarien mit gewöhnlichen Spinnen befanden. Die Therapie zeigte ihre Wirkung. Während die Patienten vorher nicht die Räume betreten konnten, nahmen viele die Spinnen hinterher sogar auf die Hand. Der Behandlungseffekt fiel bei den Patienten, die am Morgen therapiert wurden deutlich höher aus, als bei der Referenzgruppe. Diese Erkenntnisse werden nun zunehmend in die einzelnen Therapien eingebracht. Die Wissenschaftler gehen nun noch einen Schritt weiter und wollen für die Zukunft herausfinden, ob auch bei der Behandlung von komplexeren psychischen Störungsbildern (Bsp. Sozialphobie oder Panikstörung), dieser Effekt genutzt werden kann.
Quelle: Fachjournal „Behaviour Research and Therapy“ (Ausgabe 09/2014)
Das könnte Sie auch interessieren
-
Panorama erlebenDiagnose Depression: Erfahrungsbericht eines jungen MannesIm Folgenden möchten wir gerne wieder einen kurzen Erfahrungsbericht abbilden. Dieser wurde uns mit der Bitte um anonyme Veröffentlichung zugesandt...
zum Artikel -
Berufsalltag managenArbeitsrecht und Arbeitsschutz: Wofür steht das?Häufig werden die Begrifflichkeiten Arbeitsrecht und Arbeitsschutz verwendet. Doch was verbirgt sich hinter diesen Bezeichnungen? Wofür steht was u...
zum Artikel -
Persönlichkeit entwickelnEine starke Persönlichkeit durch OnlinetrainingsIn unserer modernen Welt ist es oft schwierig geworden, Zeit und Energie für sich selbst zu finden. Viele Potentiale bleiben deswegen ungenutzt. Di...
zum Artikel