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Sozialer Jetlag: Leben gegen die innere Uhr

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Den Begriff Jetlag verbinden die meisten von uns zunächst mit langen Flugreisen. Allerdings kann es zu ähnlichen Symptomen kommen, wenn wir aufgrund unserer Arbeitszeiten oder anderer Verpflichtungen gegen unsere innere Uhr leben. Wir befinden uns dann im sozialen Jetlag.

Jeder Mensch ist anders. Und genauso individuell ist auch der persönliche Schlaf. In der Schlafforschung unterscheidet man zwischen Früh- und Spätaufstehern. Frühaufsteher, auch Lerchen genannt, haben es in unserer Gesellschaft leichter: Die üblichen Arbeitszeiten kommen ihnen gelegen. Spätaufsteher, in der Schlafforschung auch als Eulen bezeichnet, sind eher später abends aktiv, weshalb besonders für sie frühmorgendlich mit dem Aufstehen kämpfen müssen. Die meisten Menschen sind heutzutage Eulen. Das hängt unter anderem mit der Menge an Tageslicht zusammen, die man bekommt. Denn: Je schwächer aber das Licht, desto später ist bei den meisten Menschen die innere Uhr. Dabei kann man das Tageslicht nicht mit dem Licht in Innenräumen und von Lampen vergleichen. Letzteres ist 100 bis 1.000 Mal schwächer, sodass die innere Uhr nachgeht und man erst später einschlafen kann. Zudem hängt der Chronotyp – also wie die innere Uhr tickt – vom Alter ab. Viele Jugendliche sind extreme Spätaufsteher, sodass besonders für sie ein früher Schulbeginn ungünstig und schwieriger einzuhalten ist. Allgemein kann man sagen: Je später der Chronotyp, desto größer sind die Probleme, sich an soziale Zeitpläne zu halten.

Was versteht man unter einem sozialem Jetlag?

Von einem sozialen Jetlag spricht man, „wenn die von der Gesellschaft auferlegten Zeitpläne den individuellen Schlafpräferenzen nicht entsprechen. Unterschiede zwischen dem erwarteten Schlafverhalten an Arbeitstagen und dem, was die innere Uhr diktiert führt zu einem sozialen Jetlag“, so der Chronobiologe und Professor an der Universität München, Till Roenneberg.* Mittlerweile leiden etwa 70% der Bevölkerung unter einem sozialen Jetlag. Zwei Beispiele:
*Quelle: Spiegel-Online (siehe unten)

Beispiel 1:

Herr X gehört zu den Spätaufstehern. Wenn es keine sozialen Verpflichtungen gibt und man ihn lassen würde, würde er um 2 Uhr nachts ins Bett gehen und bis 9 Uhr schlafen. Allerdings muss Herr X schon um 8 Uhr bei der Arbeit sein und hat zudem eine Anfahrtszeit von einer halben Stunde zu seinem Arbeitsplatz. Deshalb steht er wochentags um 6 Uhr 30 auf statt bis um 9 Uhr zu schlafen. Obwohl er weiß, dass er früh aufstehen muss, kann er vor 2 Uhr nicht einschlafen. Herr X leidet also unter einem sozialen Jetlag von 2,5 Stunden.

Es kommt unter der Woche also zu einem beträchtlichen Schlafdefizit, das man an den Wochenenden versucht auszugleichen. Allerdings können auch Frühaufsteher unter einem sozialen Jetlag leiden, das meist am Wochenende entsteht.

Beispiel 2:

Frau Y ist eine Lerche. Sie geht meistens gegen 22 Uhr ins Bett und ist um 6 Uhr morgens wieder munter. Die meisten ihrer Freunde sind jedoch eher Spätaufsteher und wollen am Wochenende lange ausgehen. Frau Y lässt sich oft überreden mitzukommen und bleibt mit ihren Freunden bis 2 Uhr nachts in der Bar. Ihre innere Uhr weckt sie jedoch wie gewohnt um 6 Uhr, sodass Frau Y nach nur 4 Stunden Schlaf einen sozialen Jetlag von 4 Stunden hat.

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