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Religiosität – Ich glaube, also bin ich (gesund)

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Angst vor dem Tod

Die Daten der Studie von Wink und Scott (2005) ergaben, dass durchschnittlich Religiöse mittleren Alters in ihrem späten Erwachsenenalter weniger Angst vor dem Tod zeigen, als Personen, die in jüngeren Jahren sehr hohe oder sehr niedrige Werte in Religiosität aufwiesen. Die Autoren interpretieren ihre Befunde darüber hinaus als Bestätigung der Hypothese, dass Festigkeit im Glauben und Beständigkeit von Glaubensüberzeugungen über das Leben hinweg eine größere Bedeutung im Hinblick auf Todes- und Sterbensangst haben, als Religiosität per se. Dies ist einleuchtend, da Angst zunächst ein kognitives Phänomen ist und daher angenommen werden kann, dass andere kognitive Merkmale (wie Glaubensstärke und -überzeugungen) einen direkteren Einfluss darauf haben, als Verhaltensmerkmale (wie z.B. die Häufigkeit des Kirchbesuchs).

Zusammenhänge zwischen Physiologie und Religiösität

In ihrer Studie zu Partnerschaftsmerkmalen untersuchten Das und Nairn (2014) auch Hormonkonzentrationen bei ihren Studienteilnehmern. Sie fanden bei den christlichen Frauen niedrigere Estradiolwerte. Dies ist insofern ein interessanter Befund, da ein niedrigerer Level an Estradiol – ein Hormon aus der Gruppe der Östrogene – in einer älteren Studie mit weniger Geschlechtspartnern im Lebensverlauf und einer höheren aktuellen Partnerschaftszufriedenheit in Verbindung gebracht wurde. Als alternative Ursachen für den Unterschied in der Hormonkonzentration diskutieren die Autoren aber auch psychobiologische Effekte der "besseren" Partnerschaft (dass eine andere psychische Beschaffenheit den physiologischen Unterschied verursacht, ähnlich wie psychische Probleme auch körperliche Krankheiten verursachen können) und Selektionseffekte (dass Personen mit unterschiedlichem Hormonspiegel sich in unterschiedlichen Partnerschaftsmodellen wiederfinden).

In Bezug auf die Männer fanden sie ebenso einen Unterschied. Diese wiesen einen niedrigeren Androgenlevel (Testosteron und DHEA) auf. DHEA stellt ein Testosteronvorläuferhormon dar. Testosteron wiederum beeinflusst neben Wachstum, Libido und Potenz viele weitere körperliche und geistige Funktionen.

 

Abschließende Worte

Natürlich wird sich niemand aus gesundheitlichen Gründen für eine Religion "entscheiden". Für nicht gläubige Menschen können diese Befunde einfach nur interessante Fakten sein oder vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass das "positive Gefühl", welches Fromme häufig mit ihrem Glauben verbinden, mit psychologischen Wirkfaktoren zusammenhängt. Für gläubige Menschen andererseits mag es vielleicht eine Bestätigung sein, dass Gott/ ihre Götter wissen, was gut für den Menschen ist und ihn deshalb in ein religiöses Gefüge gestellt hat, aus welchem sich positive psychologische Folgen ergeben.

In jeden Fall stellt Religiosität für viele Menschen eine Ressource dar. Wenn Sie mehr über Ihre Ressourcen erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Selbsttest Kraftquellen, der Ihnen helfen wird, Ihren eigenen Pool an Ressourcen besser zu verstehen und somit auch zu nutzen.


Autor: Maximilian Sonntag (Impulsdialog)

Quellen:

https://ergebnisse.zensus2011.de

Bjarnason, D. (2007). Concept analysis of religiosity. Home Health Care Management & Practice, 19(5), 350-355. doi:10.1177/1084822307300883

Das, A., & Nairn, S. (2014). Conservative Christianity, partnership, hormones, and sex in late life. Archives Of Sexual Behavior, 43(7), 1403-1415. doi:10.1007/s10508-014-0273-7

Doane, M. J. (2013). The association between religiosity and subjective well-being: The unique contribution of religious service attendance and the mediating role of perceived religious social support. The Irish Journal Of Psychology, 34(1), 49-66. doi:10.1080/03033910.2013.775071

Village, A., Williams, E., & Francis, L. J. (2010). Does religion make a difference? Assessing the effects of Christian affiliation and practice on marital solidarity and divorce in Britain, 1985-2005. Journal Of Divorce & Remarriage, 51(6), 327-338. doi:10.1080/10502551003652041

Wills, T. A., Yaeger, A. M., & Sandy, J. M. (2003). Buffering effect of religiosity for adolescent substance use. Psychology Of Addictive Behaviors, 17(1), 24-31. doi:10.1037/0893-164X.17.1.24

Wink, P., & Scott, J. (2005). Does Religiousness Buffer Against the Fear of Death and Dying in Late Adulthood? Findings From a Longitudinal Study. The Journals Of Gerontology: Series B: Psychological Sciences And Social Sciences, 60B(4), P207-P214. doi:10.1093/geronb/60.4.P207

Anmerkung des Autors:
Das der leichteren Lesbarkeit halber ggf. verwendete generische Maskulinum schließt sämtliche sexuelle Identitäten ein und soll insofern nicht als Form sozialer Diskriminierung missverstanden werden.

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