Ein Thema welches immer wieder in den Medien auftaucht sind die verschiedenen Formen des Cybermobbing*. Aber was genau ist Cybermobbing eigentlich und welche Auswirkungen hat es? Wie verbreitet ist Cybermobbing und was unterscheidet es von gewöhnlichem Mobbing? Was lässt sich dagegen unternehmen? Antworten auf diese Fragen finden sich im folgenden Artikel.
Cybermobbing
Cybermobbing bzw. -stalking findet statt wenn Täter Internetplattformen wie Youtube oder Facebook nutzen, um ihre Opfer zu beleidigen, zu erpressen, zu bedrohen, bloßzustellen oder um Gerüchte zu verbreiten. Findet das digitale Mobbing über einen längeren Zeitraum und in starkem Ausmaß statt, so spricht man auch von Cyberstalking. Die Zahlen zum Cybermobbing sind schockierend. So hat eine Studie aus Großbritannien herausgefunden, dass circa 92% der befragten Internetnutzer bereits mindestens einmal online gemobbt wurden und um die zwei Drittel der Befragten in sozialen Medien Erfahrungen mit dem Thema Mobbing haben. Die Folgen für Mobbingopfer sind beträchtlich und ähneln sich offline wie online. Neben dem psychischen Leidensdruck empfinden viele Opfer starke Ängste, beispielsweise vor körperlichen oder psychischen Verletzungen oder davor, dass ihr Ruf unter dem Mobbing leidet. Außerdem kann es zu massiven Einschränkungen bei der Arbeit und zu sozialem Rückzug kommen. Vereinzelt gibt es auch Meldungen zu Selbstmorden als Folge von Cybermobbing.
Cyberbullying
Sind Opfer und Täter minderjährig, so spricht man auch von Cyberbullying. In den USA fanden Forscher heraus, dass ein Fünftel der von ihnen befragten 11- bis 18- Jährigen bereits Opfer von Cyberbullying wurden, eine aktuelle Studie mit Jugendlichen in Deutschland kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche die viel Zeit am Computer verbringen oder ihre Passwörter weitergeben. Opfer waren auch häufiger in Konflikte und Streitigkeiten an der Schule verwickelt. Die Folgen des Cyberbullying sind z.B. depressive Verstimmungen, Traurigkeit, Wut, Frustration, ein verringertes Selbstbewusstsein oder auch Selbstmordgedanken. Außerdem hatten Mobbingopfer öfter familiäre und schulische Probleme.
Online vs. Offline?
Während es viele Gemeinsamkeiten zwischen online- und offline- Mobbing gibt (und beide oftmals zusammen auftreten), so existieren doch auch einige bedeutende Unterschiede. So können sich Täter im Internet oftmals hinter einer gewissen Anonymität verstecken und sie können, z.B. über Facebook, an sensible Informationen über ihre Opfer geraten. Durch die Netzwerkstruktur sozialer Medien können Gerüchte und Verleumdungen schneller und weiter verbreitet werden als das offline möglich wäre.
Fazit
Mobbing existiert auch ohne Internet, das Internet kann aber dazu beitragen, die Auswirkungen für Mobbingopfer zu verschlimmern. Also: Was lässt sich gegen Cybermobbing unternehmen?
Ein erster Schritt ist es das Gespräch zu suchen; oftmals sind sich Täter nicht bewusst dass ihr Verhalten für andere problematisch ist. Was für den einen Spaß ist, kann für andere eine Belästigung darstellen. Bei sozialen Medien wie Facebook lassen sich auch die Privatsphäreeinstellungen entsprechend anpassen, um den Zugang zu sensiblen, persönlichen Informationen zu reduzieren. Problematische Inhalte können in dem sozialen Medium aber auch direkt gemeldet und problematische Kontakte entfernt werden. Zudem gibt es Websites mit Informationen und Hilfe (z.B. klicksafe.de, bündnis-gegen-cybermobbing.de) und die Möglichkeit gegen Cybermobbing auch rechtlich vorgehen.
*Die Begriffe Cybermobbing, -stalking und -bullying werden nicht immer einheitlich definiert, besonders Cybermobbing und -bullying werden oftmals synonym verwendet. Ich verwende Cybermobbing auch als Oberbegriff, der die anderen Formen mit einschließt.
Autor: Dr. Felix Hussenöder (Impulsdialog)
Quellen:
Feierabend, Sabine; Plankenhorn, Theresa; Rathgeb, Thomas. 2014. JIM-Studie 2014. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart.
Hinduja, Sameer and Justin W. Patchin. 2010. "Bullying, Cyberbullying, and Suicide." Archives of Suicide Research. 14(3):206–221.
Hinduja, Sameer and Justin W. Patchin. 2011. Overview of Cyberbullying White Paper for the White House Conference on Bullying Prevention. Washington, DC.
Maple, Carsten, Emma Short, and Antony Brown. 2011. Cyberstalking in the United Kingdom: an analysis of the ECHO Pilot Survey. Retrieved May 5, 2014 (http://www.beds.ac.uk/__data/assets/pdf_file/0003/83109/ ECHO_Pilot_Final.pdf).
Mishna, Faye, Mona Khoury-Kassabri, Tahany Gadalla, and Joanne Daciuk. 2012. "Risk factors for involvement in cyber bullying: Victims, bullies and bully–victims." Children and Youth Services Review. 34(1):63–70.
Weiterführendes zu den Chancen und Risiken sozialer Netzwerke:
Hußenöder, Felix S. 2014. „Social Capital Sites: Understanding digital Networks from a Ressource Perspective“. Zu finden bei: Digitale Bibliothek Thüringen.
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