Wann kommt uns unser Bauchgefühl besonders zugute?
Intuition wird uns bei Entscheidungen aller Art zunutze. Unser Gehirn wäre völlig überfordert, müsste es jedes Mal aufs Neue alle Sinneseindrücke aufnehmen und alle relevanten Informationen, die in Entscheidungen einfließen, gegeneinander abwägen. Intuition ist somit ein Mechanismus, der kognitive Ressourcen für komplexere Situationen aufspart, wo sie umso mehr gebraucht werden. Entscheidungen können außerdem schneller gefällt werden, wenn wir gar nicht erst in ausgiebiges Grübeln geraten. Unsere Intuition ist hier quasi immer zur Stelle. Sie hilft uns dabei, uns weniger auf Einzelheiten zu fixieren, sondern die größeren Zusammenhänge in den Blick zu nehmen.
Außerdem eröffnet Intuition mitunter neue Perspektiven auf Problemstellungen und somit auch neue Handlungsspielräume hinsichtlich Entscheidungen. Sie wird so zu einer Triebkraft für mehr Kreativität. Geistesblitze sorgen hier für neue Erkenntnisse, anstatt immer nur aus Altbekanntem Schlüsse zu ziehen. Schließlich ist für viele Menschen Intuition auch mit einem „guten Gefühl“ bei einer Sache verbunden: wir sind zufriedener mit unseren Entscheidungen, wenn sie mit unserem Bauchgefühl übereinstimmen.
Die Grenzen der Intuition
Intuition beruht auf Expertise – das heißt, intuitives Urteilen fällt uns vor allem in jenen Bereichen leicht, in denen wir Experten sind. Intuition geht in den meisten Fällen auf Wissen zurück – Wissen, dass irgendwann einmal, irgendwo einmal erworben wurde. Unser Bauchgefühl ist somit in Wahrheit im Hirn verortet. Wer viel Erfahrung in einem Bereich gesammelt hat, hat die daraus gezogenen Erkenntnisse oft so verinnerlicht, dass keiner langen rationalen Abwägungsprozesse bedarf, sondern man bereits mit einer „aus dem Bauch heraus“ gefällten Lösung richtig liegt. Bei Einsteigern ist das allerdings nicht so – hier führt erst längeres Nachdenken und Abwägen zu erfolgreicheren Lösungen, und schlussendlich auch Versuch und Irrtum zu einem größeren Erfahrungsschatz, der die Grundlage der Intuition darstellt. Dieser Zusammenhang soll mit einem einfachen Beispiel illustriert werden: beim Fahrradfahren denken wir nicht darüber nach, wie wir das Gleichgewicht halten und wie wir den optimalen Lenkeinschlag und den perfekten Neigungswinkel, wenn wir in die Kurve biegen, berechnen können – das ist implizites Wissen, auf das wir uns verlassen. Auch wenn es sich hierbei um ein sehr simples Beispiel handelt, verhält es sich ähnlich in komplexen Situationen, etwa wenn Manager wichtige Entscheidungen hinsichtlich zukünftiger Unternehmensentwicklungen treffen oder Ärzte Diagnosen stellen und Behandlungsmöglichkeiten vorschlagen müssen. Neben den objektiven Gegebenheiten der jeweiligen Situation haben Experten die notwendige Erfahrung, um intuitiv – also weitaus ressourcen- und zeitsparender – zu einem sinnvollen Lösungsvorschlag zu gelangen.
Gleichzeitig kann dieser Erfahrungsschatz sich auch nachteilig bemerkbar machen. Gewohnheiten und Vorurteile werden so unbewusst auf neue Situationen übertragen, auch wenn sie eigentlich nicht auf die Realität zutreffen. Intuition ist also nicht in allen Situationen angebracht – vor allem dann nicht, wenn es auf spezifische Details ankommt, die keinesfalls vernachlässigt werden dürfen.
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