Selbstbewusstsein stärken

Dyspareunie - Wenn die schönste Nebensache der Welt Schmerzen bereitet

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Eines der häufigsten sexuellen Probleme, mit dem Frauenärzt*innen von ihren Patient*innen konfrontiert werden, ist das Auftreten von Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs. Viele Betroffene schämen sich mit ihrem Problem an die Öffentlichkeit zu gehen und sich anderen Menschen anzuvertrauen. Daraus resultiert allerdings nicht nur, dass die Schmerzen anhalten, sondern auch eine psychische Belastung, die im Alltag Probleme bereiten kann.

Symptome

Das Wort Dyspareunie kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus den Wortteilen "dys-" = „fehl-“ bzw. „falsch-“ und "pareunos" = „Paarung“, „Bettgenosse“ und bedeutet so viel wie „Paarungsschmerz“. Das Hauptsymptom der Dyspareunie ist schmerzhafter Geschlechtsverkehr. Der Schmerz kann dabei in den äußeren Genitalien sowie inneren Geschlechtsorganen als Stechen, Brennen, Druck oder Ziehen empfunden werden, was das Einführen des Penis, der Finger oder Sexspielzeuge deutlich erschweren kann und bisweilen sogar verhindert. Man spricht erst dann von einer behandlungswürdigen Störung, wenn die Schmerzen über einen längeren Zeitraum regelmäßig im Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr auftreten und das Erleben eines Orgasmus nahezu unmöglich machen.

Auftreten

Obwohl sowohl Frauen als auch Männer von einer Dyspareunie betroffen sein können, wird der Begriff als solcher hauptsächlich im Zusammenhang mit weiblichem Sexualschmerz verwendet.  Die sexuelle Schmerzstörung wird in der Tat häufiger bei Frauen registriert. Wie viele Frauen unter einer Dyspareunie leiden ist schwer zu sagen, einige Studien gehen von Diagnosen bei 20% der Frauen aus, in klinischen Stichproben steigt diese Rate sogar auf bis zu 43% an. Die repräsentative NHSLS (National Health and Social Life Survey, auch bekannt als "die Sex-Studie") Studie von E.O. Laumann et al. aus dem Jahr 1999 spricht von 15% Auftretensrate in der amerikanischen Stichprobe. Frauenärzt*innen und Expert*innen der Sexualtherapie berichten von einem Anstieg der Störung in der Bevölkerung. Dies geht vermutlich auf die stärker werdende Emanzipationsbewegungen von Frauen und das erhöhte Selbstbewusstsein bezüglich des eigenen sexuellen Erlebens zurück. Die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr werden nicht mehr nur hingenommen, sondern Frauen werden aktiv, um diese zu beseitigen.

Ursachen

Gynäkologie, Chirurgie, Allgemeinmedizin, Urologie, Psychologie – Viele medizinische Disziplinen sind an der Diagnose und Behandlung der Dyspareunie beteiligt. Viele Patient*innen begeben sich auf einen langen und anstrengenden Weg von Arzt zu Arzt, um die Ursache der Schmerzen zu finden. Leider ist es nicht so einfach herauszufinden, woher genau die Schmerzen kommen. Denn das kann bei jeder Betroffenen eine ganz individuelle Kombination von verschiedenen körperlichen und psychischen Faktoren sein. Einige organische Krankheiten können bewirken, dass Schmerzen bei sexuellen Handlungen auftreten, die in manchen Fällen auch in anderen Situationen wie z.B. beim Hinsetzen oder Ritualen der Körperhygiene bestehen bleiben. Zu diesen auslösenden Krankheiten können beispielsweise Blasenentzündungen, Erkrankungen der Eileiter, Entzündungen der Scheide, Narben nach einer Geburt oder der Nieren sowie Geschlechtskrankheiten gehören.

Auch die Beckenbodenmuskulatur trägt erheblich zum sexuellen Erleben bei. Verspannungen oder erhöhte Anspannung der Muskelgruppen scheint im Zusammenhang zu stehen mit vaginalen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Die indirekte Steuerung der Beckenbodenmuskulatur liegt im Gehirn unter anderem im sogenannten limbischen System. Dies ist gewissermaßen die „Gefühlszentrale“ des menschlichen Gehirns. Hier werden affektive Reize, wie z.B. Erregung, verarbeitet und entsprechende motorische Signale an die Muskeln geschickt. Die An- und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur reagiert also auf emotionale Zustände und Reize, die eine emotionale Bedeutung haben.

Es liegt also nahe, dass auch psychische Aspekte eine Rolle bei der Entstehung von sexuellen Schmerzen spielen. Das Halbwissen und Mythen über weibliche Lust und Sexualiät könnten dabei im Hintergrund stehen. Die Problematik tritt beispielsweise häufig bei jüngeren, unerfahrenen Frauen auf, bei denen man eine unbewusste Angst vor Schmerzen festgestellt hat. Diese unbewusste Angst kann wie eine Art selbsterfüllende Prophezeiung wirken. Da die Aufmerksamkeit während des Geschlechtsverkehrs viel stärker auf mögliche Anzeichen für Schmerz gerichtet sind, werden diese eben auch viel schneller wahrgenommen. Weitere Faktoren können noch nicht ganz aufgearbeitete sexuelle Traumata oder Ängste während des Geschlechtsverkehrs sein, die sich auf die Folgen beziehen. Frauen, die sich intensiv vor einer ungewollten Schwangerschaft fürchten, Angst haben beim Sex entdeckt zu werden oder sich ihrer Selbst schämen, neigen eher zur Ausbildung der Dyspareunie. Allerdings ist unbedingt darauf zu achten, dass erst eine gründliche organische Untersuchung erfolgt, bevor eventuelle psychosoziale Ursachen in Erwägung gezogen werden.

 

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