Auf einen Blick:
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Seite 2 - Überblick dissoziale Persönlichkeitsstörung
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung wird im Rahmen des ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert. Sie beschreibt problematische Verhaltensweisen und relevante (bedeutsame) Persönlichkeitseigenschaften genauer, vor allem was Gefühlsarmut und Unfähigkeit anbelangt, aus Bestrafung zu lernen. Um die Diagnose einer dissozialen Persönlichkeitsstörung nach den ICD-10-Forschungskriterien stellen zu können, müssen als erstes die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung (siehe Einführungsartikel Persönlichkeitsstörung). Darüber hinaus müssen mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen:
- mangelnde Empathie und Gefühlskälte gegenüber anderen (Herzlosigkeit)
- Deutliche und andauernde verantwortungslose Haltung und Missachtung von sozialen Normen, Regeln und Verpflichtungen
- Beziehungsschwäche und Bindungsstörung
- Geringe Frustrationstoleranz und niedrige Schwelle für impulsiv-aggressives, einschließlich gewalttätiges Verhalten
- Fehlendes Schuldbewusstsein und Unfähigkeit, aus negativer Erfahrung, insbesondere Bestrafung, zu lernen (fehlendes soziales Lernen)
- Deutliche Neigung, andere zu beschuldigen oder plausible Rationalisierungen (durchsichtig wirkende nachträgliche Begründung unbewusster Motive) für das Verhalten
- Anhaltende Reizbarkeit
Häufigkeit und Verlauf
Im Rahmen von Suchtbehandlungszentren, Gefängnissen und forensischen Abteilungen finden sich Häufigkeitszahlen bis zu 70%. In der Gesamtbevölkerung berichtet das DSM-IV, dass 3% der Männer und 1% der Frauen unter dieser Persönlichkeitsstörung leiden. Dieser Geschlechts-Unterschied leuchtet vielleicht ein, hat aber auch seine eigene Begründung. In der Wissenschaft sehen viele die Kriterien des ICD-10 im Vergleich zum DSM-IV als differenzierter. Im DSM-IV sei es eine zu einseitige Betonung der rein antisozialen Verhaltensstile. Dies sei damit überwiegend das männliche Geschlecht betreffend orientiert. Dissoziale weibliche Verhaltensstile, wie Vernachlässigung von Schutzbefohlenen oder ausbeuterisches Beziehungsverhalten finden sich in den gegenwärtigen diagnostischen Kategorien kaum.
Persönlichkeitsstörungen können allgemein im Lebensverlauf mit dem Alter in ihrem "Stör"-Charakter milder, unauffälliger, angepasster oder aber schwieriger werden - sie können auch gleich bleiben. Die antisoziale Persönlichkeitsstörung verliert in der Regel mit den Jahren an Bedeutung, vor allem was ihre soziale, gesellschaftliche und kriminelle Bedeutung anbelangt. Dies muss aber nicht heißen, dass sie auch an Intensität verliert. Wenn man die kriminelle Laufbahn eines Betroffenen, der sich zumindest immer oder überwiegend im Bereich des Strafbaren bewegt betrachtet, sieht man, dass diese "Karriere" vom Jugendlichen über den jungen Erwachsenen bis zum mittleren Lebensalter abnimmt, um jenseits der 40 dann meist deutlich zurück zu gehen. Damit schwindet aber auch das diagnostische Merkmal eines delinquenten Verhaltensstils, was ja das Charakteristikum der antisozialen/dissozialen Persönlichkeitsstörung weitgehend trägt. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass Personen mit einer dissozialen / antisoziale Persönlichkeiten ein erhöhtes Risiko haben, eines unnatürlichen Todes zu sterben. Sie sind nicht nur gehäuft Täter, sondern auch Opfer von Gewalttaten. Außerdem haben sie gegenüber der Normalbevölkerung ein verstärktes Suizidrisiko (Selbsttötungsrisiko).
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