Auf einen Blick:
1. Seite: Überblick Borderline-Störung
2. Seite: Was eine Borderline-Partnerschaft ausmacht
3. Seite: Partnerschaft aufrechterhalten oder beenden
4. Seite: Zusammenfassung
Seite 3 - Was eine Borderline-Partnerschaft ausmacht
Die Partnerschaft aufrecht halten
Eine solche Beziehung aufrecht zu halten und zu pflegen hat sicherlich ganz spezielle Aufgaben und Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt. Paare mit Borderline-Einfluss beschreiben ihre Beziehung zwar als anstrengend aber gleichzeitig auch als emotional besonders und berichten, dass die hohe Sensibilität für Bedürfnisse und Emotionen etwas Bereicherndes für die Beziehung sei.
Die Informationsseite www.borderline-borderliner.de hat eine umfassende Sammlung an Informationen und Tipps zum Thema Borderline zusammengestellt und bezieht sich dabei auch auf Borderline in Beziehungen. Sie raten den Nicht-Borderline-PartnerInnen unter anderem, dass eine ausführliche Beschäftigung mit der Krankheit des Partners unerlässlich ist. Dabei sollte man sich nicht nur auf Internetrecherche verlassen, da hier viele Unwahrheiten und Dramatisierungen der Krankheit verbreitet werden.
Gespräche mit Therapeuten und Ärzten können helfen die Störung zu verstehen und bieten auch für einen selbst eine Hilfe, die Erfahrungen mit dem Partner zu reflektieren. Weiterhin ist es für eine erfolgreiche Beziehung unerlässlich klare Regeln aufzustellen. Einem Borderliner helfen ausformulierte Regeln, das tägliche Zusammenleben nicht nur nach den eigenen, sondern auch nach den Bedürfnissen des Partners auszurichten. Die Angst eines Borderliners verlassen zu werden, sitzt sehr tief und speist sich meist aus frühen Kindheitserlebnissen. Dies sollte dem Partner stets bewusst sein, es aber nie verspotten oder zum Vorwurf machen.
Rücksichtnehmen auf die Störung und klare Grenzen setzen kann ein Drahtseilakt sein. Es gibt sicherlich viele Verhaltensweisen, die auf die Borderline zurückzuführen sind, trotzdem ist es für den Partner auch sehr bedeutsam auf die eigene Psychohygiene zu achten und sich nicht alles gefallen zu lassen. Hier ist eine gute Kommunikation unerlässlich. Die beiden Partner sollten im dauerhaften Dialog darüber stehen, wie ihre Gefühlslage gerade ist und was sie sich von ihrem Partner wünschen. Ein zeitweiliges Beiwohnen der Therapiesitzungen des Borderliners kann in manchen Fällen auch hilfreich sein.
Das Beenden der Beziehung
Sollte eine/r der PartnerInnen trotzdem eines Tages den Wunsch verspüren die Beziehung zu beenden, ist auch dies mit einigen besonderen Aspekten verbunden. In den meisten Fällen besteht der endgültige Trennungswunsch bei den Nicht-Borderliner. Borderline-Betroffene drohen zwar oft mit dem Verlassen des Partners, kommen aber meist wieder zu ihm zurück und erzeugen dadurch höchst instabile Partnerschaften. Eine endgültige Trennung ist dabei selten das Ziel. Diese ist für die Nicht-Borderline-PartnerInnen umso schwieriger durchzusetzen. Die Entscheidung sich zu trennen, ist natürlich kein einfacher Prozess und wie bei jeder anderen Trennung sollte er gut überlegt sein. Eine Trennung rein aufgrund der Tatsache, dass der Partner "krank", "gestört", "unnormal" ist, kann zusätzlich verletzend für den betroffenen Partner sein
Wenn die Trennung beschlossen ist, können ein paar Maßnahmen den Prozess für beide erleichtern. Der Einbezug des Therapeuten kann durchaus ein sinnvoller Schritt sein, da die Trennung so für den Borderline-Betroffenen begleitet werden kann. Bei Verkündung der Trennungsabsicht kann es außerdem sinnvoll sein, Waffen oder waffenartige Gegenstände im Haushalt zu sichern bzw. zu entfernen. Borderliner können in Extremsituationen zu aggressivem Verhalten tendieren und haben sich selbst dabei nur selten unter Kontrolle. Natürlich muss es nicht zu diesem Extremfall kommen, aber Vorsicht kann in diesem Fall nicht schaden.
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Eine Spezialistin, die ich damals aufgesucht habe, schreibt in ihrem Gutachten: „Sie kamen zu Beginn der Behandlung in einer schweren Krise. Meine Diagnosen waren ‚schwere depressive Episode’ mit Suizidalität und akute ‚Belastungsreaktion’.
Auslöser der Krise war das Ende einer Beziehung zu einer Frau, von der Sie überzeugt waren, sie sei die Frau ihres Lebens. Die Beziehung war geprägt durch destruktive Muster, die Irritationen und Schuldgefühle hervorriefen. Für mich war sichtbar, dass Sie sich verstrickten und es Ihnen nicht gelang, Ihrem Impuls nachzugeben, gehen zu müssen. In einem Chaos von Kälte, Irritationen und Manipulationen verirrten Sie sich, jeder Selbstschutz wurde unterdrückt. Obwohl die Beziehung nur wenige Wochen dauerte, blieben Sie verstört und depressiv zurück.“
Und in meinem Roman "Sandbergs Liebe" beschreibe ich genau diese Manipulation: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-02/sandbergs-liebe-roman-jan-drees-rezension
Hier berichtet ein reales Opfer, das es beinahe nicht überlebt hätte: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/generator-gaslighting-wie-aus-liebe-emotionale-gewalt-wird-100.html
Er sagt unter anderem: „Wenn wir unterwegs waren, habe ich versucht, mich zu beherrschen. Wenn wir im Café saßen, habe ich krampfhaft in Tinkas Gesicht geschaut, bloß nicht in Richtung anderer Tische. Ich bin unsicher geworden. Ich bekam Panikattacken. Ich hatte fürchterliche Verspannungen und Schlafstörungen. Mir war klar: jederzeit kann eine neue Bombe hochgehen.“