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Abhängigkeit– Entstehung und Überwindung

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Abhängigkeit war bereits Gegenstand eines unserer letzten Artikel, in welchem es hauptsächlich um einen Überblick über das Themenfeld Abhängigkeit, Suchtstatistiken aus Deutschland und einige besondere Phänomene ging. In diesem Artikel nun wollen wir uns näher mit den zugrunde liegenden Faktoren der Abhängigkeit, insbesondere der Entstehung und dem Weg aus der Abhängigkeit, beschäftigen.

Im Folgenden wird vor allem auf substanzgebundene Abhängigkeit Bezug genommen, da sich die Inhalte an einer solchen (z.B. Alkoholabhängigkeit) am besten beschreiben lassen und sie darüber hinaus auch besser erforscht sind. Im Groben gelten die hier vorgestellten Eckpunkte aber auch für substanzungebundene Abhängigkeiten, da ihnen ähnliche Mechanismen zugrunde liegen.

Entstehung der Abhängigkeit

Wie bei vielen psychischen und medizinischen Problemen besteht auch für die Entwicklung einer Abhängigkeit eine genetische Prädisposition. Das heißt nicht, dass gewisse Gene vorherbestimmen, dass der Gen-Träger eine Abhängigkeit entwickelt. Dennoch erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, also die Anfälligkeit gegenüber der Entwicklung einer Abhängigkeit, insbesondere wenn entsprechende Umwelteinflüsse hinzukommen. Am Anfang der Herausbildung einer Abhängigkeit steht meist eine mehr oder weniger lang anhaltende, mehr oder weniger stark ausgeprägte, positiv erlebte Phase der Drogenwirkung. Bei genetischer Suchtgefährdung ist die positive Drogenwirkung stärker ausgeprägt und gleichzeitig die negative Wirkung geringer ausgeprägt.


Initialer Drogenkonsum und Herausbildung des Verhaltens


Die Wahrscheinlichkeit des ersten Drogenkonsums wird durch mehrere Faktoren erhöht. Zunächst ist logischerweise die Verfügbarkeit entsprechender Substanzen ausschlaggebend. Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine starke Bindung an eine soziale Bezugsgruppe Gleichaltriger, in welcher die Bewertung des Drogenkonsums ausschlaggebend ist. Dieser Einfluss ist umso stärker, je beeinflussbarer das entsprechende Individuum durch Gruppendruck ist. Schließlich erhöht auch die Bereitschaft zur Übertretung sozialer Normen das Suchtrisiko.

Bei der weiteren Entwicklung der Abhängigkeit, insbesondere der psychischen Anteile, spielen Lernprozesse eine wichtige Rolle. So hängt die Fortsetzung des Konsums maßgeblich von der Zuwendung der Bezugsgruppe ab. Der Konsum wird befördert, je höher die Zuwendung der Bezugsgruppe ist, sofern der Drogenkonsum in der Gruppe positiv bewertet wird. Er wird durch Zuwendung abgeschwächt, sofern die Gruppe ihn negativ bewertet. Die positive Zuwendung der Gruppe bewirkt also positive Verstärkung des Verhaltens. Auch Modelllernen spielt eine große Rolle. Die Entwicklung der Abhängigkeit wird wahrscheinlicher, wenn bei anderen eine positive Wirkung des Drogenkonsums beobachtet wird. Dies ist besonders gefährlich, weil die negativen Konsequenzen untereinander oft verschwiegen und die positiven besonders herausgestellt werden. Darüber hinaus tritt auch negative Verstärkung (das Ausbleiben negativer Reize) auf. So zum Beispiel, wenn durch den Konsum eine zeitweilige Ausblendung unangenehmer Situationen, wie Probleme in Beruf/Schule, Elternhaus und Partnerschaft, erreicht wird.


Suchtfördernde Verhaltensstile von Bezugspersonen


Soziale und psychische Probleme entwickeln sich selten ohne den Einfluss äußerer Faktoren. Deren Entwicklung ist stets in einen sozialen Kontext eingebettet. Besonders groß ist der Einfluss enger Bezugspersonen, da deren Einstellungen und Verhaltensweisen für das eigene Leben am bedeutsamsten sind, da wir uns stark an diesen Personen orientieren. Zu ihnen zählen meist die eigenen Eltern, der Partner und/oder der enge Freundeskreis. Deren Verhaltensstile stellen darum auch einen bedeutsamen Einflussfaktor für das Suchtverhalten eines Betroffenen dar und können so die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Abhängigkeit fördern. Untersuchungen ergaben, dass folgende Verhaltensstile suchtfördernd wirken und deshalb möglichst nicht gegenüber Gefährdeten oder Betroffenen gezeigt werden sollten:

Vermeiden und Beschützen
• Versuch, den Suchtmittelkonsum zu kontrollieren
• Übernahme der Verantwortung
Rationalisierung und Akzeptierung
Kooperation und Kollaboration
• Retten und sich nützlich machen

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