Schon lange ist der Missstand über die Versorgung von psychisch Kranken bekannt, aber ändern tut sich nichts. Jetzt lenkt eine neue Studie wieder den Blick in diese Richtung, um die grauenvolle Lage zu verdeutlichen.
Es ist häufig eine Geduldsprobe, wenn man eine ambulante Psychotherapie beginnen will.
Man wird vertröstet, bedauert, entschuldigt und letztlich ignoriert. Eine neue Studie hat jetzt die leidliche Perspektive der Therapieplatzwartezeiten wieder aufgegriffen und zeigt erneut ein schockierendes Bild. Eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zeigte, dass mehr als die Hälfte der schwer Depressiven nur unzureichend behandelt werden, 18 Prozent sogar überhaupt nicht. Auffällig dabei sind die regionalen Unterschiede. So ist die Situation in Ostdeutschland zum Beispiel kritischer, als anderswo in Deutschland. Vor allem älteren Menschen fällt es besonders schwer einen Therapieplatz zu bekommen. Dabei kann man des Öfteren gar nicht von Therapie sprechen: Das häufigste Problem ist, dass die Betroffenen ausschließlich Medikamente verabreicht bekommen. Der Sinn und Zweck einer Therapie ist jedoch ein völlig anderer. Immerhin empfiehlt die Leitlinie eine Kombination aus Medikamenten und einer Psychotherapie im beispielhaftem Falle von schweren Depressionen.
Des Weiteren zeigt die Studie, dass die Lage in Großstädten etwas besser ist, als in den ländlichen Regionen, dort nämlich warten Patienten durchschnittlich 15 Wochen auf ein Erstgespräch, statt wie in den Städten „nur“ 9 Wochen. Ebenso lässt sich verdeutlichen, dass lediglich 3 Prozent der Patienten beim Hausarzt länger als 3 Wochen auf einen Termin warten, wohingegen Patienten bei Fachärzten etwa 20 Prozent mehr Zeit in Kauf nehmen müssen. Besonders schlimm ist die Situation für die Menschen im Ruhrgebiet, hier beträgt die durchschnittliche Wartezeit für ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten durchschnittlich 17 Wochen.
Ein Grund für diesen Missstand ist die vor 15 Jahren vom Bundesausschuss beschlossene Bedarfsplanung, gemessen an der ermittelten Höchstgrenze der niedergelassenen Psychotherapeuten in den Städten und Kreisen. Dabei bezog der Bundesausschuss für seine Berechnung Ostdeutschland mit ein und legte nicht, wie bei den Ärzten die Versorgung in Westdeutschland, zugrunde. In Ostdeutschland arbeiteten 1999 gemessen an der Einwohnerzahl nämlich wesentlich weniger Therapeuten, was dementsprechend einen geringen Bedarfsplan zur Folge hatte. Auch wurden die Ruhrgebiete wie Kreisstädte gehandhabt und nicht wie Großstädte. Letztendlich wurden zwar mehr Kassenlizenzen ausgegeben als geplant, doch sind die Wartezeiten dennoch unzumutbar. So ist das Ruhrgebiet, rein rechnerisch an den niedrigst angesetzten Bedarf, heutzutage sogar mit 150-200 Prozent „überversorgt“.
Schon früher haben Untersuchungen gezeigt, dass die Versorgung der psychisch Kranken unzureichend ist. Die Bundespsychotherapeutenkammer hatte bereits 2011 ihre Psychotherapeuten nach den Wartezeiten befragt. Das Ergebnis: Die Patienten mussten im Schnitt 3 Monate warten, um überhaupt erst einmal ein Gespräch zu bekommen und dann weitere 3 Monate warten, bis sie ihre Therapie beginnen konnten. Ein halbes Jahr Wartezeit, das ist verlorene Zeit, in der die Gefahr besteht, dass der Patient in seiner Psyche immer weiter leidet und es letztlich sogar zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann. Präventive Maßnahmen gibt es nur unzureichend und ohne einen Antrieb fällt es den Betroffenen erst recht schwer, nicht weiter in ein dunkles Loch zu treiben. Hier setzt „Impulsdialog“ an und versucht mit seinen Angeboten Betroffenen zu helfen, ihnen einen Antrieb und „Impulse“ zu schenken und sie auf ihrem Weg der Besserung zu begleiten. Zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz ist das eine gute Alternative, die ihnen hilft und eine besondere Vorarbeit leistet, um sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Besonders erschreckend zeigt die Befragung auch, dass in fast der Hälfte der befragten Praxen keine Warteliste führen. Wird ein Platz frei, geht er an den nächsten Anrufer. Wer nach intensiver Suche immer noch keinen Platz bei einem Therapeuten mit Kassenzulage gefunden hat, für den gibt es eine Alternative: Sie können in einer Privatpraxis eine Behandlung beginnen, die Krankenkasse muss diese dann bezahlen. Das kann die Wartezeit reduzieren. Solch einen Antrag bei der Krankenkasse zu stellen, ist jedoch sehr mühsam und den meisten Betroffenen fehlt der Elan und das Durchhaltevermögen dafür. Wer sich dennoch dazu durchringt, für den gilt Folgendes: Erstens muss man mehreren Ablehnungen von den Kassentherapeuten am besten schriftlich nachweisen. Zweitens eine Bescheinigung einreichen (vom Hausarzt, besser vom Psychiater/Neurologe), dass die Behandlung nicht warten kann. Drittens eine Bestätigung des Privattherapeuten, dass er kurzfristig einen Platz frei hat. Außerdem muss er bescheinigen, dass er in einem der drei zugelassenen Therapieverfahren (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie) staatlich geprüft wurde. Auch wenn es mühsam wirkt, gehen trotzdem immer mehr Patienten diesen Weg.
Welchen Weg Sie letztlich auch gehen werden, ist Ihnen überlassen, aber lassen Sie sich nicht unterkriegen.
Auf Impulsdialog können Sie während der Wartezeiten bereits Unterstützung erfahren und eine positive Entwicklung beginnen.
Wir wünschen Ihnen dabei alles Gute.
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