Auf einen Blick:
1. Seite: Einführung und Gene
2. Seite: Reaktionen des Gehirns auf Trauma - Amygdala
3. Seite: Erinnerung und Trauma - Hippocampus
4. Seite: Traumatransmission
5. Seite: Negative Emotionen
6. Seite: Zusammenfassung
Seite 4 - Traumatransmission
Personen, die schon von Geburt an einen kleineren Hippocampus haben, werden schneller vom stressbedingten Abbau des Hippocampus beeinträchtigt und sind damit anfälliger dafür die Symptome eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Die Größe des Hippocampus und somit die erhöhte Anfälligkeit für eine posttraumatische Belastungsstörung kann so von den Eltern an das Kind weitergegeben werden.
Die Eltern können also biologische Anlagen an ihre Kinder weiter vererben, die die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung begünstigen, wie die Größe des Hippocampus und die Aktivität der Amygdala. Weitere biologische Faktoren, wie die Intensität der körperlichen Stressreaktion spielen außerdem eine Rolle. Die Anlage allein macht aber noch keine Belastungsstörung, lediglich das Risiko dazu wird erhöht. Eine Störung entwickeln Kinder nur wenn sie auch entsprechenden traumatischen Bedingungen ausgesetzt sind. Dies ist bei Kindern von Eltern mit PTBS häufig der Fall.
Erbanlagen allein machen noch keine posttraumatische Belastungsstörung
Menschen mit entsprechenden Anlagen entwickeln nach einem Trauma eher eine PTBS. Wenn diese Menschen Kinder bekommen, haben höchstwahrscheinlich auch diese ein erhöhtes Risiko eine PTBS zu entwickeln. Die Anlage allein macht aber nicht krank. Damit das Kind PTBS Symptome entwickelt, muss es erst ein Trauma erleben. Das kann ein traumatisierendes Ereignis, oder ein ständiger negativer Entwicklungskontext sein. Beides ist in Familien, in denen ein oder zwei Elternteile an einer PTBS leiden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu finden.
Im Folgenden wird dargestellt, wie eine PTBS der Eltern auf verschiedenem Weg, direkt und indirekt auf die Entwicklung des Kindes einwirken kann.
Direkte Einflüsse: Erziehung und PTBS
Direkte Einflüsse sind solche, bei denen Eltern durch die Folgen ihres Traumas daran gehindert oder darin eingeschränkt sind ihre Funktion als Erzieher der Kinder erfolgreich auszuüben. In erster Linie betrifft das den elterlichen Erziehungsstil und die Funktionalität der Familie als System.
Eltern mit PTBS zeigen oft einen kontrollierenden, überfürsorglichen und fordernden Erziehungsstil. Gleichzeitig sind sie meist nicht in der Lage emotional angemessen auf ihr Kind einzugehen. Zusammenfallend führt das im Kind zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Traurigkeit und Wut, für die es wiederum kein Ventil und keine Verarbeitungsmöglichkeiten hat. Oft reagieren Kinder dann mit problematischem Verhalten wie Ungehorsam, Aggression, antisozialem Verhalten oder auch mit Rückzug.
Besonders emotionale Taubheit und leichte Reizbarkeit als typische PTBS Symptome können die Entwicklung des Kindes stark negativ beeinflussen. Von PTBS Betroffene sind oft schlecht darin ihre Gefühle zu verstehen und auszudrücken. Für Kinder, die genau das von den Eltern lernen sollen, fehlt so ein geeignetes Modell, das sie als Vorbild nehmen können. Außerdem fehlt ihnen der Ansprechpartner, mit dem sie über ihre Gefühlswelt sprechen können und der ihnen hilft ihre Gefühle zu verstehen und zu regulieren. Dazu kommt, dass von PTBS betroffene Eltern die Emotionen ihrer Kinder oft falsch interpretieren und dementsprechend inadäquat reagieren. Es ist also schwer für die Kinder zu lernen, mit ihren eigenen Emotionen umzugehen und diese zu regulieren.
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